Mit einer Sprengung wollten Helfer des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr die Eisdecke des Stausees Bitburg brechen, um so ein Abfließen der angesammelten Eisschollen zu erreichen. Trotz intensiver Bemühung brachten die Unterwasser-Explosionen nicht den gewünschten Erfolg. Dafür ist das Eis zu unberechenbar. Vor allem nachts.

"Die Deiche, die beim Elbe-Hochwasser damals gesprengt wurden, das war ich", sagt Thomas Grün. Seine Augen leuchten. Dass es ihm bei dem Gedanken an eine gelungene Sprengung ganz warm ums Herz wird, sieht man ihm an. Doch bis zu den Füßen dringt die Wärme nicht vor. "Meine Stiefel sind nicht ganz dicht", sagt der Sprengberechtigte des Technischen Hilfswerks (THW) Bitburg, während er vor einem kleinen Heizaggregat steht und versucht, das eiskalte Wasser in seinen Schuhen zu erwärmen.

Seit dem Nachmittag sind er und seine Kollegen am Ufer des Stausees. Sie wollen im Mündungsbereich des Sees die Eisdecke sprengen, damit die Eisschollen, die sich im oberen Prüm-Verlauf bis nach Hamm stauen, weitertreiben können. Doch dafür müssen zunächst Löcher in den gefrorenen See geschlagen werden. Das dauert. Mühsam bewegen sich Männer des THW und Taucher der Bitburger Feuerwehr mit einem Schlauchboot über die Eisdecke. Sie sind mit Seilen gesichert - für den Fall, dass das Eis brechen sollte. Nach einigen Stunden ist die Vorarbeit geleistet. Zwei Reihen mit 22 Löchern. Jetzt müssen die Sprengsätze rein. Und auch das ist bei Dunkelheit, Kälte und Eis unter den Füßen eine äußerst mühsame Angelegenheit. Der Stausee hat so seine Tücken.

Etwas weiter entfernt, oben auf dem Parkplatz, ist die Zentrale des Krisenstabs. "Einen solchen Einsatz hatte ich bis jetzt auch noch nicht", sagt Jürgen Backes, Bürgermeister der VG Bitburg-Land. Er trägt die Verantwortung, dbiersdorf_3.jpegazu einen Helm und eine Schutzjacke. Nur die Stiefel fehlen, doch die sind auf dem Parkplatz auch nicht nötig. Unten am Stausee-Ufer allerdings schon. Bis zu den Waden stehen die Einsatzkräfte im gestauten Wasser. Und das seit Stunden.

Dem Dröhnen folgt ein dumpfer Knall

Kurz nach Mitternacht sind endlich alle Sprengsätze unter der Eisdecke platziert und miteinander verkabelt. Die Männer der Feuerwehr und des Technisches Hilfswerks räumen die Geräte zusammen. Von der einen Seeseite bis zur anderen ragen Holzkreuze aus dem Eis. Nicht sichtbar sind die daran hängenden Sprengladungen. Sie sollen das Eis brechen.

Gegen 0.30 Uhr ist es dann soweit. Dem Dröhnen des Signalhorns folgt ein dumpfer Knall. 22 Fontänen schleudern für einen kurzen Moment Eis in die Luft. Dann ist Ruhe. Kein Knacken, kein Brechen, kein Treiben der gestauten Eisschollen. Die Männer des THW und der Feuerwehr sind sichtlich enttäuscht - auch wenn es von Anfang an unsicher war, ob das Vorhaben auch tatsächlich gelingen wird.

"Einen Versuch war's wert", sagt Thomas Grün, doch die Bedingungen bei Nacht alles andere als optimal. Auch das Wasser in seinen Stiefeln ist längst wieder kalt.

Quelle: www.intrinet.de